Höhere Wertschätzung und eine bessere finanzielle Ausstattung für das Ehrenamt

Ehrenamt

Mehr Wertschätzung für Menschen im Ehrenamt, eine auskömmliche Finanzausstattung, Bürokratieabbau und Vereinfachung der Zuwendungen sind wichtige Erfolgsfaktoren, um das Ehrenamt attraktiv zu machen. Zu diesem Ergebnis kamen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eines Fachforums des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) „Geld hilft nicht immer – Wer rettet das Ehrenamt?“, welches im Rahmen des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung am 27.01.2022 getagt hat. Gerade die finanzielle Ausstattung hänge zu stark von der jeweiligen Finanzkraft der Kommunen ab und muss nach Ansicht der Diskutanten verbessert werden. Das Ziel des Zukunftsforums, welches vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgerichtet wird, war es, Lösungen für die Menschen in ländlichen Räumen zu finden sowie Austausch und Vernetzung zu fördern. Das Motto der diesjährigen Begleitveranstaltung zur Grünen Woche lautete „Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land“.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der DStGB-Beigeordnete Timm Fuchs die rund 150 Gäste des Forums und kritisierte, dass der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung kaum konkrete Maßnahmen vorsehe, um das Ehrenamt zu unterstützen. Erforderlich sei, dem Ehrenamt die notwendige gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen – auch jenseits von Großereignissen wie der Flutkatastrophe und Pandemiebekämpfung. Hierzu sah er neben der Politik aber auch die Medien in der Pflicht. Jan Holzer, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, ergänzte die Veranstaltung mit einigen Eckdaten zum Ehrenamt. Er berichtete, dass statistisch gesehen das Ehrenamt mehr Zuspruch hätte als noch vor einigen Jahren. Allerdings würde sich die Anzahl älterer Menschen, die mehr als 6 Stunden Zeit für wichtige Aufgaben in Vereinsvorständen hätten, verringern. Gleichzeitig könne beobachtet werden, dass immer mehr Personen Doppelfunktionen im Ehrenamt hätten. Es sei ein Kampf um die wenigen jungen Köpfe unter den Vereinen entbrannt. Gute Chancen hätten jene Organisationen, die Interessierte zum Mitgestalten einladen würden.

In der anschließenden Diskussionsrunde, die von Finn Brüning und Ursula Krickl vom DStGB moderiert wurde, stellte die Bürgermeisterin der Gemeinde Zossen, Wiebke Sahin-Schwarzweller, fest, dass es keinen konkreten Adressaten gebe, der die Bedingungen für das Ehrenamt besser organisieren und lukrativer gestalten könne. Vielmehr müssten diejenigen, die eine Aufgabe formulieren oder Unterstützer benötigen, ehrenamtliche Kräfte durch ein Netzwerk und finanzielle Mittel unterstützen. Einigkeit bestand unter den Bürgermeistern Frank Buß, Stadt Plochingen, und Andreas Brohm, Stadt Tangerhütte, dass die Infrastruktur für ehrenamtliches Engagement eine wichtige Rolle spielt. Buß betonte aber auch, dass finanzielle Anreize bei der Aufwandsentschädigung die Attraktivität für ein Ehrenamt steigern können. Eine Umfrage unter den Teilnehmern ergab, dass 69 Prozent der 150 Teilnehmer die finanzielle Ausstattung als befriedigend bis ausreichend einstufen würden. Nur 5 Prozent befanden diese als gut bis sehr gut. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz, Bettina Schäfer, stellte fest, dass es besonders wichtig sei, das Ehrenamt regelmäßig in der Öffentlichkeit zu würdigen, dessen Wichtigkeit hervorzuheben und den Ehrenämtlern selbst öffentlich Anerkennung und Dank auszusprechen. Diese Ansicht vertraten auch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im digitalen Publikum, die das Thema Wertschätzung mehrfach als Voraussetzung für ein stärkeres ehrenamtliches Engagement benannten.

DStGB-Beigeordneter Uwe Lübking stellte in seiner Zusammenfassung fest, dass das Zuwendungsrecht modernisiert und entbürokratisiert werden müsse. Projekte des Bundes sollten nicht top-down geplant und durchgeführt werden; die Kommunen sollten bereits bei der Konzeption von Förderrichtlinien einbezogen werden. Ebenso müsse geklärt werden, auf welcher Ebene sich das bürgerschaftliche Engagement am besten unterstützen ließe. Es gäbe kein Erkenntnis-, sondern Umsetzungsproblem. Geklärt werden müssten die Rahmenbedingungen, die der Bund angehen kann, um die unterschiedlichen Facetten entsprechend zu würdigen.

10.03.2022